Die knapp 300 Werke sollten auf einer technisch und gestalterisch zeitgemäßen Webseite präsentiert und für zwei völlig heterogene Zielgruppen aufbereitet werden: Zum einen dem kleinen Kreis professioneller Kunstwissenschaftler, zum anderen einer breiten Masse an Usern und Museumsbesuchern, die sich für Grafik und Kunst des 18. Jahrhunderts interessieren. Mit Piranesi-Digital hat MIR MEDIA das erste Transformationsprojekt zur Digitalisierung von Museen umgesetzt.
Klebebanddoppelseiten/Übersicht
Über viele Jahrhunderte wurden Werke – Zeichnungen und Druckgraphiken – auf Papier in gebundene Alben geklebt und so archiviert. Diese Ordnung sollte auch bei der Überführung von Piranesis Alben in den digitalen Raum beibehalten werden.
Die Startseite wird mit einem Video eröffnet, das die Klebealben und die spezifische Blättertechnik in Szene setzt. Über das minimal gehaltene Menü navigiert der User zur Blätteransicht des jeweiligen Klebealbums mit erläuternden Kurzbeschreibungen. Ein wichtiges Hilfsinstrument ist das einblendbare Schnellansicht-Tool auf der rechten Seite. Dieses ermöglicht einen Überblick über das komplette Klebealbum und den bequemen und schnellen Wechsel auf die gewünschte Seite. Von der einzelnen Seite wird der User per Klick eine Ebene tiefer zu den einzelnen Werken geführt. Die Herausforderung war, die umfangreichen kunstwissenschaftlichen Inhalte und gleichzeitig eine zugängliche “Light”-Version der Werkdetails für den interessierte Nutzer ohne wissenschaftlichen Hintergrund auf ein und derselben Seite zu präsentieren.
Werkansicht mit Hotspots
Besucher der Seite können die einzelnen Werke betrachten, kurze Beschreibungstexte und technische Daten zu dem Werk lesen, während Kunsthistoriker und andere Wissenschaftler in einem umfangreichen Glossar sämtliche Inhalte in Form einer Akkordeon-Liste samt spezifischer Links zum Projekt finden. Zur Verfügung stehen zudem eigens entwickelte Tools, um inhaltlich und visuell tiefer in die Werke eintauchen zu können: Das Maßstab-Tool, eine standardisierte Referenz-Farbpalette sowie das Hotspot-Tool, das an bestimmten Stellen des Werks zusätzliche textliche und bildliche Informationen liefert und für beide Hauptzielgruppen gleichermaßen interessant ist.
Hotspot
Hotspots markieren bestimmte Stellen einer Zeichnung, zu denen weitergehende Erläuterungen vorliegen. Ausgestattet mit Detailfotografien der jeweiligen Ausschnitte bieten sie einen explorativen Zugang zu den Zeichnungen.
Werkmaße
Über die optional einblendbare Werkmaßpalette kann die Originalgröße der jeweiligen Zeichnung genau nachvollzogen werden.
Albumübersicht
Über die ebenfalls optional einblendbare Albenübersicht kann schnell und komfortabel zwischen den beiden Klebealben und durch deren Doppelseiten navigiert werden.
Gigapixel-Zoom mit Ebenen
Ein Highlight der Applikation ist das performanceoptimierte Gigapixel-Zoom-Tool. Die rund 25 MB hochaufgelösten Bilder können mehrstufig bis zur maximal Scan-Auflösung gezoomt und so in ihrem Detailreichtum erfasst und erforscht werden, den man mit bloßem Augen nie erreichen könnte.
Jede einzelne Zeichnung wird in mehr als 10.000 Einzelbilder separiert, damit beim Zoomen immer nur die Bildausschnitte geladen werden, die sichtbar sind. Selbst bei schmaler mobiler Internet-Konnektivität funktioniert das Zoom-Tool flüssig.
Zoom-Tool für Wissenschaftler
Jede hochaufgelöste Zeichnung ist zudem in sechs weiteren Multispektralfotografien erlebbar. Wissenschaftler können zwischen den Aufnahmen wechseln, ohne die gewählte Zoom-Stufe oder den Fokus des Bildes zu verlieren. So kann ein Werk und sein Kontext bis ins kleinste Detail digital untersucht werden. Das Zoom-Tool wird auf sämtlichen Endgeräten unterstützt.
Umfangreicher Werk-Kontext
Den einzelnen Werken sind die zentralen Kerndaten zugeordnet: Informationen zum Künstler, Entstehungszeitraum der Zeichnung, Zeichenmedien und Papier, Blattmaße, Inventarnummer sowie Informationen zur Rückseite und Beschriftungen. Zudem sind Verweise, so gegeben, zu anderen, zugehörigen Blättern aufgeführt.
Ausführliche Informationen und zitierfähige Links
Unterhalb jedes Werkes finden sich ausführliche Details, verwandte Schlagwörter und zitierfähige, versionierte Permalinks, die sicherstellen, dass wissenschaftliche Zitate nicht auf die aktuellste Fassung des Werk referenziert werden, sondern die Version die zum Zeitpunkt des Zitats aktuell war.
Werksuche mit wissenschaftlichen Filtern
Ein Highlight ist die hochperformante Suchfunktion, die mit Elasticsearch realisiert wurde und komplexe wissenschaftliche Suchanfragen unter Miteinbeziehung leistungsfähiger, mehrdimensionaler Filter erlaubt. Damit alle möglichen unterschiedlichen Schreibweisen von Entitäten, also Personen, Körperschaften, Konferenzen, Geografika, Sachbegriffen und Werken gefunden werden, wurde die Applikation mit der GND (Gemeinsame Normdatei der deutschen Nationalbibliothek) realisiert.
Onsite-Suche
Die Onsite-Suche, die ebenfalls mit Elasticsearch realisiert wurde, geht über die Werksuche hinaus und findet Suchergebnisse auch in den Essays und den sonstigen Seiten zum Projekt.
Höchster Standard in Barrierefreiheit
Die Web-Applikation erfüllt den höchsten Standard der Barrierefreiheit und ist für Menschen mit sensorischen und motorischen Einschränkungen zugänglich. Angefangen vom Kontrast über Schriftgrößen, ARIA Labels, Tab-Index und vollständige Voice-Over Unterstützung (Vorlesefunktion) erfüllt die Website die WCAG 2.1. Richtlinien für mobile Anwendungen in der Stufe AAA.
Zusammenfassung
-
Kunde
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
-
Projekt
piranesi.kunsthalle-karlsruhe.de
-
Dauer
12 Monate
-
Go-Live
April 2022
-
Team
1 Projektmanager
1 UI-Designer
1 UX-Designer
1 Frontend-Entwickler
1 Backend-Entwickler
1 IT Operator -
Systemwelt
Python/Django (Backend Webframework)
Nuxt.js (Frontend vue.js Framework )
Elasticsearch (Onsite Search Engine)
Celery (Task-Management)
Sentry (Error Tacking)